Poka Yoke
Der japanische Ausdruck „Poka Yoke“ lässt sich mit „Vermeidung unbeabsichtigter Fehler“ übersetzen. Als feste Bezeichnung ist dieser in der Produktion von Toyota im Rahmen der kontinuierlichen Optimierung und Vermeidung von Verschwendung entstanden. Im Zusammenhang mit dem Lean Management bedeutet das: Kein Mensch ist davor gefeit, unbeabsichtigt eine Handlung auszuführen, die zum unerwünschten Ergebnis führt. Doch es ist mit den passenden Maßnahmen möglich, ihn weitgehend davor zu schützen. Dabei helfen möglichst transparente und standardisierte Prozesse. Jenseits dieser Optimierungen entstehen immer wieder Fehler, die auf der menschlichen Natur beruhen. Der Sinn von Poka Yoke besteht darin, diese menschlichen Fehlhandlungen weitgehend zu vermeiden.
Die vergessene Scheckkarte
Zur Illustration soll hier das einleuchtende Beispiel des Geldautomaten dienen: Viel zu oft ist es früher passiert, dass der Kunde das Geld entnommen und dann ohne seine Karte entschwunden ist. Das wird nun vermieden, indem vor die Geldausgabe das Entnehmen der Karte als Voraussetzung geschaltet wird. Erst wenn die Aufforderung „ Bitte entnehmen Sie Ihre Karte“ befolgt worden ist, werden die Geldscheine ausgegeben. Durch diese einfache technische Maßnahme ist die Rate des Kartenverlustes deutlich gesunken.
Poka Yoke vermeidet Fehlhandlungen effizient
Durch ähnliche Maßnahmen gelingt es, das Fehlerpotential auch in der Produktion deutlich zu verringern. Vertauschen, Vergessen oder auch Fehlinterpretationen von Anweisungen sind nicht dem Einzelnen vorzuwerfen. Effizienter ist es, das Entstehen solcher Fehlhandlungen so weit wie möglich auszuschließen. Das schafft das traditionelle Poka Yoke vorwiegend durch oft auch kompliziertere technische oder „harte“ Maßnahmen. Das sind aber auch einfache Dinge wie verschiedenfarbige Kabel oder unterschiedliche Steckergrößen, die nur an eine Stelle passen können.
Fehlervermeidung durch mehr Kontrolle?
Kontrolle ist gut und wichtig. Diese allein verhindert jedoch nicht, dass der gleiche Fehler immer wieder gemacht wird. Je eher ein Fehler auffällt, desto schneller kann vermieden werden, dass sich dieser durch die Produktionskette fortsetzt und damit potenziert. Worst Case ist, dass erst beim Kunden der Fehler bemerkt wird. Denn damit verschwendet man das Vertrauen des Kunden. Daher ist die Kontrolle ein wichtiges Element schlanken Managements. Das Hauptziel ist dabei allerdings, die Fehlererkennung zur Schaffung von Abhilfe zu nutzen, damit die Fehlhandlungen ausgeschlossen werden.
Gutes Poka Yoke macht Fehler unmöglich
Häufig werden Fehler gemacht, weil sie (zu leicht) gemacht werden können. Das Bauteil wird falsch herum eingesetzt, weil es möglich ist. Es wird das falsche Öl eingefüllt, weil man es leicht verwechseln kann. Häufig werden daher einfache technische Änderungen vorgenommen, die es unmöglich machen, den Fehler zu begehen. Beispiele sind unterschiedliche Bauformen oder Codierungen, so dass jedes Bauteil nur an seinen Platz passt. Stecker werden unsymmetrisch konstruiert, sodass sie nur in einer Richtung passen, wie z.B. der Micro-USB-Stecker des Smartphones.
Weiches Poka Yoke bedeutet, dass es zwar erschwert, aber nicht unmöglich,gemacht wird, Fehler zu begehen. Das geschieht durch farbige Kennzeichnungen oder Warnhinweise auf einem Bauteil.
Die beste Variante ist, dass es gar keinen Fehler geben kann. Der gute alte Schukostecker liefert das passende Beispiel: Egal wie wir ihn in die Steckdose stecken, es ist immer richtig, der Strom fließt, ohne dass ein Schaden entstehen kann. Das erfordert zwar einen gewissen Aufwand bei der Konstruktion und Produktion. Doch der Nutzen für jeden einzelnen Anwender ist ungleich höher.